Artikel von Mareike Graepel / Marler Zeitung
Sonntags, 10 Uhr in Marl-Hüls. Die Fußgängerzone liegt still in der Sonne. Kein Mensch ist zu sehen. Doch hinter einer Glastür tut sich was. Wer sie aufdrückt und das Hülswerk betritt, geht vorbei an einigen der noch zu vermietenden Schreibtische, passiert eine Kaffeehaus-Theke und einen Kicker-Tisch. Am großen Holztisch hinten links sitzen ein Buchhändler, eine Buchhändlerin, eine Werbe-Expertin, ein Auto-Kenner, eine Tierpsychologin und die beiden Hülswerker Magnus Albring und Sonja Schories – und vernetzen sich, ganz analog und höchstpersönlich.
„Hier können und sollten sich so viele Branchen wie möglich begegnen“, sagt Petra Twardokus, eine Hand auf den Stapel der Tierbücher vor sich legend: „Coaching für Katzenhalter“ steht da zum Beispiel drauf, und ihr Name. „Deswegen bin ich hier.“ Und weil eben auch zwei Buchhändler am Tisch sitzen, direkt neben ihr nämlich Bärbel Wilgermein, die mit Werner Hesse „Victoria – Buch am Schacht“ führt, ist der erste Netzwerk-Faden bereits gespannt.
„Mit diesen Treffen – dieses ist das zweite seiner Art, das dritte findet am 28. März statt – wollen wir netzwerken und Verbindungen schaffen“, erklärt Initiator Magnus Albring. „Eingeladen sind immer alle Selbständigen, Starter, Freiberufler und Interessierte aus dem ganzen Kreis Recklinghausen.“
Deswegen sind auch Stephanie Breitfeld von „Kreativ B. druckt“ in Brassert und Stefan Sindermann vom BMW Club Marl-Wesel hier. Sie und die anderen waren bereits beim ersten Treffen vor einigen Wochen dabei, zum ersten Mal sitzt diesmal Christina Hankeln mit am Tisch. Sie ist Projektmanagerin Wirtschaftsförderung bei der Stadt Marl und findet das Potenzial dieser neuen Reihe spannend. „Ich wollte mir ansehen, wer hier teilnimmt und welche Ideen zusammengetragen werden.“
Ideen? Davon gibt es viele – aber es ist vor allem die Motivation, besonders den Stadtteil Hüls nicht verkümmern zu lassen, die die Menschen hierhergebracht hat. Im Radio läuft gerade „I still haven’t found what I’m looking for“ von U2. Aber wonach suchen die Marler Geschäftsleute hier? Nach Antworten auf diese Fragen: „Wenn einige der traditionell inhabergeführten Geschäfte in ein paar Jahren zumachen, was bleibt denn Hüls dann noch? Und was ist mit einer Gastronomie, die die Menschen auch abends nach Ladenschluss noch einmal entspannt zueinander führt? Wird den Ideengebern da zur Seite gestanden oder werden da Auflagen zu streng nachgehalten?“ In schneller Abfolge fliegen die Sätze über den Tisch. Christina Hankeln macht sich Notizen, wird sich informieren und sagt: „Natürlich gehen nicht alle Genehmigungen über unsere Schreibtische, aber wenn wir gefragt werden, versuchen wir zu helfen.“
Jetzt spielt das Radio The Cure mit „Boys don’t cry“. In diesem Sinne gilt: Nach dem Treffen ist vor dem Treffen, denn schon im März geht es in dieser – oder „hoffentlich größeren“ (Albring) – Runde weiter. „Die Treffen sind mal sonntags vormittags, mal unter der Woche abends – so dass wir allen Branchen die Chance geben können, mal dazu zu kommen,“ so Magnus Albring. „Wir freuen uns über jeden, der zur Vergrößerung des Netzwerkes beiträgt und bieten hier die Gelegenheit, um Kontakte und Geschäftsverbindungen zu knüpfen.“
INFOKASTEN
Magnus Albring und Sonja Schories leiten das Hülswerk – ein modern und gut aufgeteiltes Ladenlokal, in dem „Arbeitsplätze“ gemietet werden können. Mit den „Net.Work“-Treffen möchten die beiden ein starkes Netzwerk aus vielen Branchen aus der nahen Region an einen Tisch bekommen und langfristig eine kleine, persönliche und effektive Community bilden. Synergien, Ideen, Fachwissen und Spirit austauschen, neue Ziele entdecken, alte vorantreiben.
Die Treffen sind kostenlos, um Anmeldung wird gebeten, damit die Veranstalter einen Überblick über die Teilnehmer haben. „Net.Work“ findet jeden Monat im Hülswerk statt. Das nächste Treffen findet am Donnerstag, 28. März, um 19 Uhr statt.